Du bist schuld

Veröffentlicht am 25. Juli 2024 um 11:09

guilty - schuldig

Von der Schuld
"Du bist schuld." So einen Satz gesagt zu bekommen ist hart, fühlt sich tief beschämend an. Wird er einem Kind gesagt, kann es passieren, dass es danach sehr aufpasst alles richtig zu machen. Um nie wieder schuld zu sein an einem Unglück das einem anderen Kind beim Spielen geschah. Wie ich Eltern kenne, wird dieser Satz oft ausgesprochen. Viel zu oft, denn es bleiben Spuren übrig. Die Seele erleidet einen Schaden. Er mag klein sein. Falls jemand einmal einen Holzspieß in der Haut drin hängen gehabt hat, weiß um der Schmerzhaftigkeit von kleinem Schaden. Da es um die Seele geht, bleibt der Holspan drin. Viele Jahre ist er unentdeckt. Er wird vom Körper mit einer Schutzhülle versehen und auf diese Weise unschädlich gemacht. Ähnliches geschieht mit der seelischen Verletztheit durch abwertende Sätze. Eltern sprechen sie aus, Lehrer, Seminarleiter, Anwesende bei Veranstaltungen.

Kinder spielten miteinander. Eines fiel auf den Boden, weil es ein wenig kleiner gewesen war und unachtsam war. Es hatte eine blutende Wunde und schrie vor Schmerz. Die Mutter kam herbeigeeilt und beschimpfte lautstark ein anwesendes Kind: "Du bist schuld. Du hast nicht aufgepasst." Es können noch mehr und andere Sätze verwendet worden sein, die ähnlich destruktiv wirkend waren. Es war das eine Mal zu viel für das etwas ältere Kind gewesen solche Worte zu hören. Hinterher passte es auf. Das freie Spiel war von da an vorbei. Es wurde vorsichtig und umschauend. Und es begann eine Nebenwirkung abzulaufen, so ganz unbemerkt im Inneren dieses älteren Kindes. Hörte es von da an diesen Satz irgendwo anders, das kann sogar im Fernsehen gewesen sein, bezog es ihn sofort auf sich und wurde noch achtsamer im Umgang mit seinen Mitmenschen. Das bedeutete, dass es noch mehr aufpasste und noch eingeschränkter wurde. Es schaute zu. Sich zu beteiligen war nur schwer möglich. Die Sicherheit, dass nichts passierte, stand im Vordergrund. Später bei der Berufswahl suchte es sich einen sicheren Beruf. Es handelte sich um einen, der mit Dingen zu tun hatte und keinen Menschen etwas antat. Dieser mittlerweile erwachsen gewordene Mensch fühlte sich als ein Täter. Er war sich bewusst schuld zu sein.

Zufällig kam diese Geschichte ans Licht. Dies passierte bei einer schamanischen Sitzung. Die Verantwortlichkeiten wurden neu geordnet und geklärt. Die Mutter des jüngeren Kindes hatte die Aufsicht gehabt. Sie wusste darum, dass Kinder sich auch einmal verletzen können. Das ist etwas ganz normales und nichts außergewöhnliches. Sie war bei ihrem Tun unterbrochen worden und darüber ärgerlich. Sie machte ihrem Ärger Luft, indem sie das ältere Kind herabsetzte und zum Täter machte. Der Klient erkannte, dass er gar keine Schuld hatte. Das war eine riesen Erleichterung für ihn gewesen. Das Schlimme war, dass er auch hinterher in seinem Leben oft, viel zu oft, als schuldig hingestellt wurde. Immer wieder wurde die alte Wunde aufgerissen und der Holzspan von verletzter Seele piekste und drückte.

Auf den ersten Blick handelte es sich um einen falschen Glaubenssatz. Falsch gelernt, falsch gedacht. Schaue ich genau hin, hat der Glaubenssatz ein Lebensmuster initiiert, das von da an eine Täterthematik beinhaltete. Täter ziehen Opfer an, Helfer, Retter, Verfolger und den neutralen Beobachter, der sich heraushält. Auf jeden Fall hat der Satz endlich seine Wirkung verloren. Ich bin so dankbar für die wunderbare Methode der Seelenrückholungsarbeit. Den Glaubenssatz zu löschen hätte nur eine geringe Wirkung ohne den dazu gehörenden Seelenanteil gehabt.

Es kann sich der neue Satz zeigen: "Ich bin ein Segen." Eine Wohltat für andere.

co Michaela Aust 25. Juli 2021

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