752 Jahre
Es war einmal vor 752 Jahren gewesen. Die Geschichte fand im Jahre anno 1268 statt. Heute möchte ich euch ein wenig davon erzählen, von dem Haus im Wald und den Bewohnern und ihren Gästen. ...
Es war einmal eine Gruppe von Frauen. Sie hatten ein Haus im Wald bezogen gehabt. Jede Frau bekam ihr Zimmer. Dafür zahlten sie regelmäßig die Miete. Ihr Geld verdienten sie sich mit den männlichen Besuchern, die sie beglückten. Eine Frau von ihnen brachte den nächtlichen Besuchern etwas anderes entgegen. Sie hatte bemerkt, dass die Männer jemanden brauchten, der sie anhörte, ihnen zuhörte. Der sie mal in den Arm nahm und wiegte und hielt. Der sie tröstete und für sie da war, für all das, was ihnen "auf dem Herzen so lag".
Die Zeit verging. Die Geschichte nahm ihren Verlauf. Es kam so, dass diese eine Frau immer mehr besucht und aufgesucht wurde. Es sprach sich herum, dass man dort etwas bekam, das es sonst nirgends gab. Es kamen immer mehr, von weit her, und aus fernen Landen. Sogar die Frauen der Männer wurden neugierig und kamen mit. Kinder, Frauen und Männer besuchten das Freudenhaus. Ja. Es war eine reine Freude gewesen, sich bei der Frau ins Zimmer begeben zu dürfen und mit ihr Zeit zu verbringen. Die Kunden der anderen Frauen wollten das auch haben. Also stellten sie sich vor der Tür der obigen FreudeFrau auf, um dann zur Audienz hereingelassen zu werden. So sah es von außen betrachtet aus: Die Frau im Zimmer gab Audienz für Freudestunden.
Tja. Ihr könnte es euch vielleicht schon denken: Die anderen Frauen wurden ärgerlich. Sogar ihre Kunden blieben weg, weil die vermeintlich geglaubte Kollegin bevorzugt war. Sie hatten kaum noch ein Einkommen gehabt, weil das ja alles zur Frau im Zimmer gebracht wurde. Sie schlossen sich zusammen. Und was passiert, wenn sich eifersüchtige und neidische Frauen zusammen schließen? Es passiert etwas unglaublich Schlimmes. Wenn Frauen etwas "aushecken", wird es echt übel. So auch geschehen in dieser Geschichte.
Es kam dann der Tag der Tage. Es kam der Tag ihrer Rache. Da es vor der Tür immer jemanden gab, der dastand, und sie das sehr innerlich aufbrachte, schmiedeten sie einen Plan. Rache geschieht heimlich. So auch hier. Wie denkt Frau in eifersüchtigem Neid? Rachsüchtig und dass die Gegnerin ausgeschaltet werden soll. Sie "muss" weg, so richtig weg, ganz und gar. So ist das dann auch hier geschehen.
Alle Zimmer des Waldgasthofes waren ebenerdig. Die Fenster waren zur Sicherheit mit Gittern versehen. Diese Frauen teilten sich auf. Die einen schraubten das Gitter heimlich ab und brachten es wieder so an, dass die drinen arbeitende Frau den gelockerten Gitterschutz nicht mitbekam. Sie ging manchmal weg, ins nächste Dorf, um ihre Erldigungen auszuführen. Das war die Gelegenheit für die eifernden, sich gedemütigt fühlenden Neiderinnen. Sie passten genau ab und waren penibel in ihrem Tun abgestimmt gewesen. Jede der Damen hatte eine Aufgabe zugewiesen bekommen. Hand in Hand lief alles perfekt gelant und durchgeführt ab.
Als es einmal gerade keine Schlange vor der belichteten Türe gab und einzig die Wachfrau anwesend war, gingen sie nach draußen, nach hinten zum Zimmerfenster. Sie schraubten das lockere Gitter ab. Es war heiß an dem Tag und das Fenster war offen gewesen. Eine kleinere und schmächtigere Dame kletterte zuerst hinein. Sie halb dann der nächsten. Sie waren gut vorbereitet. Sie waren gut ausgerüstet. So leise, dass kein Blatt mehr gehört werden konnte, das vom Baum fiel, waren sie jetzt ins Zimmer eingedrungen. Zuvor hatten sie der Kollegin "guten" Wein zu trinken gegeben. Ein paar "gute" Kräuter ohne Geschmack waren dem beigegeben. Sie wollten sicher sein, dass der Schlaf tief und fest ist. So ist das dann auch geschehen.
Zwei oder drei Frauen oder noch mehr stachen auf sie ein. In ihren Rücken stachen 18 Frauen 18 Messer hinein. Zwischendrin öffneten sie die Zimmertüre, damit auch alle ihr Messer hinterlassen konnten. Es war ein blutiges und hinterhältiges Gemetzel aus dem Hinterhalt in den Rücken hinein.
Das fand vor 752 Jahren anno 1268 statt.
Die Zeit läuft weiter. Im Jahre 2020 erst konnte dank einer schamanisch weisen Frau diese Geschichte gefunden und aufgelöst werden.
Es ist meine Geschichte. Eine davon, die ich euch hier präsentieren möchte. Ich möchte euch Mut zusprechen. Mut für das Unaussprechliche. Mut für das, was ihr schon x-mal erzählt habt und euch keiner geglaubt hat. Zuversicht machen, dass es jemanden gibt, der zwar die aktuelle Not, hier war es rein optisch, also äußerlich betrachtet, eine große Unsicherheit mit zu sehr auf die anderen achten, gewesen. Wie oft hatte ich mir sagen lassen müssen, was halt so bei Schubladendenkern und Bewertern so gesagt wird. (Ich möchte das nciht wiederholen. Betroffene wissen, was ich meine.)
In der Schamanischen Anderswelt wurden die Messer herausgezogen. Der Seelenanteil befand sich unterm Tisch und wurde zurückgeholt und integriert. Wie oft hatte ich in zig Seelenrückholungsarbeiten unter dem Tisch meiner Großeltern nach dem kleinen Mädchen Michaela gesucht. Sie hatte sich gerne dort aufgehalten, weil sie so dabei sein durfte. Erst als ich meine allerschlimmste Angst in Worte fasste und damit als Auftrag arbeitete, konnte diese üble Geschichte aus längst vergangenen und vergessenen Zeiten gefunden werden.
Sätze, die darauf hingewiesen hatten:
"Sie kommen immer aus dem Hinterhalt.
Von hinten.
Unter den Tisch gekehrt werden.
Dame.
Das bildest du dir nur ein."
Ich konnte nie das Wort "Dame" für mich anhören. Es war immer irgendwie eine Beleidigung. Das hat mit dieser Geschichte zu tun.
Ich fühlte mich immer falsch in der Gruppe. Sogar in meiner Herkunftsfamilie fühlte ich mich so falsch, dass ich das auch artikulierte und meinen Eltern sagte, dass ich mir vorkomme, als ob man mich im Krankenhaus vertauscht hätte.
Das Schicksal, oder Karma, nenne es wie du willst, hat mich seitdem, seit 752 Jahren, immer wieder neu in diese "falschen" Umgebungen gebracht. Sie waren eine Wiederholung einer Szene, die in sich gespalten worden war. Jetzt ist sie wieder ganz, rund, komplett.